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Diskriminierung in Deutschland – 'Ossis', 'Fischköpfe', 'Preißn' und 'Moosbüffel'

Dieses Thema im Forum 'Exklusive Themen' wurde von Neelix1965 gestartet, 16 April 2010.

  1. Neelix1965

    Neelix1965 German "Soapboxer"

    Dieser Artikel fiel mir in den heutigen News auf: (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2439385)

    Irgendwie kam mir sofort das alte Sprichwort „Sturm im Wasserglas“ in Erinnerung. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/S#Sturm_im_Wasserglas

    Zugegeben, ein Sturm im Wasserglas gemäß der eigentlichen Bedeutung des Sprichworts ist das Thema nicht, wie ich bei der weiteren Recherche heraus fand: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,689247,00.html

    Es handelt sich nicht um eine 'Kleinigkeit' oder Belanglosigkeit – es ist etwas das sehr wohl ein Problem darstellen kann bzw. darstellt. Es ist aber auch Ausdruck einer Mentalität, die schon sehr viel länger existiert als selbst die ehemalige DDR!

    Die sogenannten „Ossis“ sind dabei 'nur' die jüngsten Partizipanten dieses Wechselspiels aus Regionalstolz, Unsicherheit (bisweilen bis hin zum Gefühl der Minderwertigkeit) und fehlendem Ventil für (verbalen) Stressabbau bzw. der Kenntnis um die Herkunft oder dem Umgang mit Vorurteilen. Ich konnte in meinem Leben oft solche 'Schmähungen' beobachten, habe sie selbst durchlebt und musste damit umgehen oder habe sie bisweilen selbst benutzt.

    So wurde ich seit dem Umzug meiner Eltern Ende der 70er Jahre nach Bayern lange Zeit als 'Preiß' oder auch 'Preißnzipfl' bezeichnet (auch als „Begründung“ für angedrohte „Watschn“), bei der Bundeswehr hatten wir einen „Fischkopf“ als Kompaniechef (Er war vorher in einer Einheit in der Nähe von Hamburg eingesetzt) und konnte häufig mehr oder minder liebevoll gemeinte, 'gutmütige' Beschimpfungen von Bayern untereinander beobachten.

    Etwa Schwaben, die von Niederbayern als 'bayrische Schotten“ oder 'Exilschotten' bezeichnet wurden (Da sie angeblich den wahren Schotten zu geizig gewesen seien) und sich mit einem „Was wisst ihr 'Hinterwälder' schon von ...“ revanchierten. Auch werden Eingeborene der Oberpfalz ganz gern als „Moosbüffel“ bezeichnet und Münchner sollen angeblich alles oberhalb der Donau als 'nicht-bayrisch' oder 'Ausländer' bezeichnen.

    Dies hat sogar Einzug in Kunst und Literatur genommen … wenn auch nur auf 'lokaler' Ebene. Ich erinnere mich an eine TV-Ausstrahlung eines volkstümlichen, bayrischen Bühnenstücks in dem eine Darstellerin auf die Frage „Wo bleibt nur der Peter – er ist seit Wochen nicht da gewesen?“ antwortete: „Vielleicht iss er ins Ausland … oder schlimmer nach PREISSN ausgewandert!“

    Wie aus den obigen Artikeln bekannt, hat eine in Ostberlin geborene und seit zwanzig Jahren in Stuttgart lebende Dame einen handschriftlichen Vermerk auf ihrem Lebenslauf als Benachteiligung wegen ethnischer Herkunft … gedeutet. Dies wurde zwar vom zuständigen Richter beim Arbeitsgericht Stuttgart abgelehnt, aber als Diskriminierung anerkannt. Laut dem folgenden Artikel denken Frau S. und ihr Anwalt darüber nach das Urteil anzufechten. http://www.welt.de/vermischtes/article7211417/Stuttgarter-Ossi-Klaegerin-erwaegt-Berufung.html
    Ich gebe zu, es fällt mir nicht leicht mich zu entscheiden ob ich ihr viel Glück und eine erfolgreiche Berufung wünschen soll oder ihr raten die Berufung abzublasen und 'Gras über die Sache wachsen zu lassen'.

    Aus den Berichten geht hervor, dass diese Dame das Glück hat eine Arbeitsstelle zu haben und sich damals „nur“ prophylaktisch bewarb. Wenn sie diese Angelegenheit weiter verfolgt, könnte das durchaus dazu führen, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber sich die Weiterbeschäftigung überlegt und – höchstens – sicherstellt, dass ihr Kündigung hieb- und stichfest ist.

    Andererseits …

    In dem bereits zitierten Beitrag „Wenn Deutsche Deutsche diskriminieren“ heißt es ...
    … gesetzt den Fall, sie gewinnt, sehe ich ein großes Potential für die Erhöhung dieses Anteils! Nicht nur das – es wäre evtl. auch die Verknüpfung mit dem SGB2 möglich … immerhin ein Potential von bis zu 7.000.000 Verfahren deutschlandweit!!! http://www.zeitong.de/ng/da/2010/01/28/zahl-der-hartz-iv-empfaenger-steigt-weiter-an/
    Es wäre nur zu klären:
    Ist die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe nur durch Geburt möglich oder kann man sie auch … erwerben???​
    Last edited by a moderator: 16 April 2010

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