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Das Verhalten alter Menschen

Dieses Thema im Forum 'Menschliches und Familie' wurde von Neelix1965 gestartet, 13 September 2009.

  1. Neelix1965

    Neelix1965 German "Soapboxer"

    Auf den Clip bin ich durch den "Harmonie-Verteiler" von funmail2u.de gestoßen und fand ihn glücklicherweise auf youtube- so dass ich ihn einfach verlinken konnte.

    Ich dachte sofort an meinen Vater (der in den letzten Jahren Dement wurde).
    Auf das Ende des Clips war ich nicht gefasst.

    Ich gebe zu: manchmal reagierte und reagiere ich heute noch so wie der junge Mann in dem Clip ... wie ist das bei euch?

    Leider ist der Clip auf grichisch mit englischen Untertiteln.

    Last edited by a moderator: 16 August 2013
  2. sonne

    sonne Tussi

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Ich denke auch wenn man nicht so viel englisch (oder griechisch) beherrscht, kann man den Film verstehen.

    Ich habe eine dicke Gänsehaut, das ist wirklich gut gemacht!

    Da ich beruflich sehr viel mit dementen Menschen zu tun habe, fällt mir der Umgang nicht so schwer, auch die nötige Geduld habe ich meistens (schlechte Tage an denen es schwerer fällt gibts immer).
    Allerdings ist es etwas anderes jemanden zuhause zu versorgen der an Demenz leidet. Da sind oftmals 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche Betreuung nötig (ich habe irgendwann Feierabend und kann mich erholen) und wenn man dann noch emotional an diese Person gebunden ist und dem Verfall zusehen muß kann und darf einem auch die Kraft und die Ruhe mal aus gehen...
  3. Neelix1965

    Neelix1965 German "Soapboxer"

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Du sprichst da den Altag meiner Mutter zwischen 1996 und 1998 und die Zeit bis zum Tod meines Vater 2001 an.
    1996 wurde Korkakovdemenz diagnostiziert und meine Mutter musste ihn bis zur gerichtlichen Zuerkennung der Pflegestufe 3 und Einweisung in Pflegeheim zu Hause versorgen.
    Und da sich Demenz seltens von jetzt auf plötzlich entwickelt ...

    Was mich damals am meisten erschreckte, war das (innere) Eingeständnis, dass mir das gleiche passierte was der behandelnde Arzt (Proffessor) uns über die Probleme der Erkennung sagte (frei wiedergegeben):

    >Demenzerkrankungen entwickeln sich oft über viele Jahre ... werden nicht erkannt weil man sie zu oft ... vor allem innerhalb der Familie ... als Charakterschwäche auslegt ... oder "Altersschwachsinn"...<

    Wenn ich mir überlegen was man vieleicht hätte tun können ...:36_13_3:
  4. Neelix1965

    Neelix1965 German "Soapboxer"

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Hallo nochmal,
    Fossy - so nennt sich der Mann der die funmai2u-Verteiler herausgibt - hat noch einen 'Nachschlag auf das viedeo gebracht.
    Da ich die PPS-Präsentation nicht vermurksen wollte hänge ich sie als Zip-Datei an.
  5. coxjohn

    coxjohn Co-Moderator

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    *snif* backe, das ist gut!:36_12_20:
  6. blaustern

    blaustern Moderator

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Das Video kannte ich schon. Es geht einem aber immer wieder nah. Bei dem Dateianhang habe ich mich gefragt, was bekommen Demenzkranke noch von ihrer Umwelt mit. Man sagt häufi, dass ein Demenzkrank wie ein kleines Kind ist, man muss ih immer behilflich sein. Ist dies wirklich so?

    Leider fehlt bei @Neelix der Danke-Button. Also DANKE für den dritten Beitrag. :)
  7. sonne

    sonne Tussi

    AW: Das Verhalten alter Menschen


    Demenz gibt es in unterschiedlichem Ausmaß. Es beginnt mit leichter Vergesslichkeit, Sachen verlegen oder auch Wortfindungsstörungen und/oder Wortverwechslungen. Je nachdem welche Art von Demenz der Mensch hat, geht es dann sehr schnell oder auch sehr langsam "abwärts". Ich beschränke mich jetzt auf die Menschen, die eine schwere Form oder ein spätes Stadium erreicht haben.
    Wer eine schwere Demenz hat muß im späten Stadium tatsächlich ähnlich einem Kind versorgt werden - allerdings ist es für die Angehörigen oder Pflegenden wesentlich belastender als die Versorgung eines Kindes.
    Es ist ein so vielfältiges Krankheitsbild, das ich nicht alles aufzählen kann, aber zum Verständnis einige Dinge unter denen der Kranke dann oftmals leidet:
    Viele leben in der Vergangenheit und es schießen ihnen Gedanken in den Kopf wie "ich muß noch Kartoffeln holen", dann verläßt der Demente das Haus (ist zu jeder Tages- und Nachtzeit in egal welcher Bekleidung, z.B. nur Nachthemd im tiefen Winter, möglich). Er irrt dann durch die Gegend, weiß nicht wohin und leider auch nicht wo und wie es wieder nach Hause geht. Mit Glück landet die Person in einer belebten Gegend und irgend jemandem fällt auf, das etwas nicht stimmt und kümmert sich. Das ist für die Angehörigen sehr belastend, wenn rund um die Uhr jemand aufpassen muß, das derjenige nicht wegläuft. Häufig haben die Menschen eine sog. Tag-/Nachtumkehr, so das sie gerade nachts sehr aktiv sind. Werden alle Türen verschlossen, steigen sie auch durchaus aus dem Fenster. Viele Demente sind sehr, sehr lange körperlich mobil.
    Die meisten Dementen werden irgendwann inkontinent, müssen "Pampers" tragen oder sie können das Wasser zwar noch halten, aber nicht mehr ausdrücken, das sie "müssen" - dann werden sie unruhig, teilweise aggressiv oder erledigen das Geschäft dort wo es angemessen erscheint (Mülleimer, Blumenvase, Kochtopf...).
    Alleine denken demente Menschen nicht ans regelmäßige Essen und Trinken, müssen bekocht, teilweise auch gefüttert werden. Sie würden verschimmelte Waren essen, den Herd anlassen, durch Wassermangel austrocknen, usw...
    Es wird Hilfe bei der Körperpflege notwendig (waschen, duschen, Zahnpflege, Haarpflege, regelmäßiger Wäschewechsel...)
    Bei einigen Menschen geht es soweit, das sie, wenn sie angesprochen werden, nicht wissen das sie gemeint sind (reagieren auf den eigenen Namen nicht mehr) oder - was ich persönlich immer als sehr grausam empfinde - sie erkennen sich selbst nicht mehr im Spiegel und erschrecken massiv wenn ein "Fremder" sie anstarrt.
    Einige werden aggressiv, obwohl sie immer herzensgut waren, hauen und schimpfen.
    Oftmals ist es den Familien nicht möglich ihren Angehörigen zuhause zu versorgen und derjenige muß in ein Heim gehen.

    Die reinen Tätigkeiten, sind also durchaus mit der Versorgung eines Kleinkindes vergleichbar, aber emotional ist das ganz anders. Beim Kind sehe ich Fortschritte, beim Dementen immer mehr Rückschritte. Es tut sehr weh, seine(n) Mutter/Vater/Partner, etc. auf diese Weise "stückchenweise" zu verlieren. Es ist schwer sich daran zu gewöhnen, das egal was man sagt, es wieder vergessen oder nicht umgesetzt wird, man viele Dinge 1000mal mit gleichbleibender Geduld sagen muß.

    Und was man bei all dem niemals vergessen darf: Demente Menschen haben den gleich Respekt verdient wie Gesunde. Und die Gefühle bleiben. Er ist traurig, fröhlich, wütend, weint, lacht, usw...
    Vielleicht nicht immer so, wie wir es als angemessen empfinden, aber so wie er es eben empfindet.

    Ich hoffe, das das als kleiner Einblick verständlich ist. Wie gesagt, so schwer wird es nicht bei jedem, aber eben bei sehr vielen und es werden immer mehr, da die Menschen Dank der modernen Medizin immer länger leben.
    Last edited by a moderator: 15 April 2010
  8. Neelix1965

    Neelix1965 German "Soapboxer"

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Aus persönlicher Erfahrung kann ich dem Beitrag von Sonne nur noch hinzufügen:
    - Das Füttern-müssen ist auch deswegen notwendig, weil - im Endstadium (?) - nicht mal mehr der Vorgang des Essens erinnert wird (habe oft meinen Vater beobachtet, der - obwohl hungrig (am Ergebnis sichtbar) - nicht mehr zu wissen schien ... was ist das - wie mach ich das - ist das wichtig?

    - Laut dem behandelnden Professor nach dem klar war, dass mein Vater krank war, entwickeln sich Demenzen oft bis zu 15/20 Jahre vor den ersten sicheren (bzw. nicht ignorierbaren) Anzeichen ... Leider werden diese ersten Anzeichen in den betreffenden Familien nur allzu oft als "Charakterfehler". 'Alters'-Sturheit oder Boshaftigkeit mißdeutet - und nicht behandelt.

    Ansonsten kann ich Sonnes Angaben nur bestätigen - Gott sei dank scheinen in den letzten 10-15 Jahren auch bei den Krankenkassen bzw. dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (Zentralorgan) ein Umdenken bzw. Anpassung der Kriterien an die Realität stattgefunden zu haben.

    Ich erinnere mich, dass meine Mutter 1996/1997 noch mit 400/450 DM / Monat für Pflegestufe II auskommen und Pflegestufe III (Vorbedingung zur Unterbringung im Heim mit Unterstützung des Landessozialamtes) gerichtlich erstreiten musste!

    Zum Vergleich:
    http://www.pflegestufe.info/pflege/pflegestufe_1.html
    http://www.pflegestufe.info/pflege/pflegestufe_2.html
    http://www.pflegestufe.info/pflege/pflegestufe_3.html
  9. blaustern

    blaustern Moderator

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Danke sonne für den ausführlichen Beitrag.
    Leider weiß man eben zu wenig über diese Krankheit, zumal in unserer Familie glücklicherweise bisher kein akuter Fall bekannt wurde.
    Ist schon eine schreckliche Krankheit, vorallem eben für die Angehörigen.
  10. sonne

    sonne Tussi

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Ist halt ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt....da wirds auch mal ausführlicher :eek:

    Zum Thema "Essen" hatten wir auf der Station auch noch ein sehr passendes Beispiel, fiel mir eben spontan ein, als ich den Beitrag von Neelix las: Der Patient lief über den Flur, sein Pullover war mit etwas undefinierbarem beschmiert, es sah aus als habe er erbrochen. Der Mund schien noch voll zu sein. Er wurde ins Bad begleitet, die Bitte auszuspucken konnte er nicht direkt umsetzen, aber er schien froh über den Anblick der Toilette zu sein zu sein und leerte seinen Mund. Er hatte ein Osterei (die zu dem Zeitpunkt überall herumlagen) mit Schale zerkaut und es war ihm verständlicherweise unmöglich runterzuschlucken...
    Es sind viele kleine Alltagsdinge - wie eben ein Ei zu pellen bevor man es isst, die nicht mehr selbstverständlich sind.
  11. coxjohn

    coxjohn Co-Moderator

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Heißt das, dass Demenzkranke selbstverständliche Sachen vergessen, sprich: Jeden Tag ihr Tabletten zu nehmen? Wenn das so ist, könnte das bei meiner lieben Omi sein, dass sie vergessen hat, ihre Tabletten zu nehmen und dadurch einen Schlaganfall erlitten hat. :mad:
    Da hätte man ja was gegen tun können...!!!:(
  12. sonne

    sonne Tussi

    AW: Das Verhalten alter Menschen

    Ja, ab einem gewissen Zeitpunkt werden selbstverständliche Dinge vergessen bzw. das Wissen um diese Dinge ist nicht mehr vorhanden.
    Ob Deine Omi eine Demenz hat(te) und ob ihr Schlaganfall hätte verhindert werden können, kann ich natürlich nicht beurteilen, sorry!

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